Michael Backes, 32, ist seit 2005 Professor für Computersicherheit und Kryptographie an der Universität des Saarlandes.
(Stand 16. Feb. 2010)

„Informatik hat sehr viel mit Kommunikation und Kreativität zu tun und natürlich auch mit logischem Denken.“

Herr Prof. Backes, Sie haben eine Karriere im Zeitraffer hingelegt:
Nach ihrem Mathematik- und Informatikstudium in Saarbrücken forschten Sie drei Jahre lang im IBM Forschungszentrum in Zürich.
2005 wurden Sie im Alter von 27 Jahren in Saarbrücken zum Professor auf Lebenszeit ernannt – als jüngster Informatik-Professor Deutschlands.
Wie haben Sie das geschafft?

Nach dem Abitur habe ich Zivildienst geleistet. Und danach habe ich einfach sehr schnell studiert, so dass ich schon nach zwei Jahren das Diplom in der Tasche hatte. Nach einem weiteren Jahr war ich dann  mit meiner Doktorarbeit fertig. Um ein Studium so schnell durchzuziehen, muss man geschickt planen und vorher genau wissen, welche Kurse voneinander abhängen. Dann lässt sich auch vieles parallel belegen und in Eigenregie mit Hilfe der Lehrbücher und Skripte erlernen.

In Bewertungsportalen erhalten Sie Bestnoten für Ihre Lehrveranstaltungen.
2007 und 2009 wurden Sie mit dem Preis der Informatik-Studenten für die beste Lehre geehrt.
Was machen Sie anders als Ihre Kollegen?
Das sollten vielleicht eher meine Studenten kommentieren. Ich denke, sie wissen zu schätzen, dass ich mit großer Begeisterung meine Vorlesungen halte und man mir anmerkt, dass es mir Spaß macht. Das  überträgt sich auch auf die Zuhörer. Dann bereite ich die Veranstaltungen didaktisch gut vor und verteile ausgefeilte Skripte. Während der auf Englisch gehaltenen Vorlesung entwickle ich meine Gedankengänge an der Tafel oder mit PPT-Folien so anschaulich, dass jeder auch bei recht  theoretischen Problemen mitkommen kann. Außerdem ermutige ich die Studenten schon während der Vorlesung nachzufragen und stelle mich auch nachher im Internet in einem Diskussionsforum ihren Fragen.

Im letzten Jahr wurde Ihnen die hohe Auszeichnung des Massachusetts Institute of Technology (MIT) „TR 35“ verliehen.
Sie wurden damit von einer der renommiertesten Universitäten für technologische Forschung und Lehre zu einem der besten 35 Forscher und Erfinder unter 35 Jahren auf der ganzen Welt gekürt.
Haut Sie eine solche Auszeichnung bei all Ihren Erfolgen noch um?

Am Anfang dachte ich natürlich schon: „Wow, das ist jetzt eine andere Kategorie von Preis“. Besonders überrascht hat mich, dass ich der erste deutsche Wissenschaftler bin, der diese hohe Auszeichnung erhalten hat. Da ist man schon stolz.

Wie wurde Ihr Interesse an Informatik denn geweckt?
Meine ersten aktiven Erfahrungen mit Informatik waren eindeutig die Computerspiele, also Mitte der 80er Jahre die Spielekonsole Commodore C 64 und dann später Amiga. Eine besondere Leidenschaft habe ich für das Abenteuerspiel „Monkey Islands“ entwickelt, bei dem man als Spieler in die Rolle eines Piratenanwärters geschlüpft ist.

Haben oder hatten Sie ein „Informatik-Vorbild“?
Kurt Mehlhorn, der als Direktor das Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken begründet hat und auch an der Universität des Saarlandes lehrt, ist für mich das große Vorbild. Ich habe bei ihm als Student eine herausragende Vorlesung gehört, die für mich wegweisend für meine eigene Lehre war. Heute schätze ich ihn als hervorragenden Kollegen und warmherzigen Menschen.

Was interessiert Sie an Informatik besonders?
Ich knobele gerne stunden- oder auch tagelang über interessanten Fragestellungen. In der Informatik muss man nicht nur ein hohes mathematisches Verständnis haben, sondern benötigt auch viel Kreativität, um über unbekannte und ungewohnte Pfade zu den richtigen Lösungen zu kommen. Mein Forschungsgebiet der Kryptographie und Informationssicherheit ist dabei besonders abstrakt, was mir aber viel Freude bereitet.

In welcher Form beschäftigen Sie sich auch in der Freizeit mit Informatik?
Fast gar nicht. Früher habe ich noch häufiger Computerspiele ausprobiert, aber dafür fehlt mir jetzt immer mehr die Zeit. Am liebsten treibe ich Sport und treffe mich mit Freunden.

Welche Hobbies haben Sie sonst noch?
Sport in allen Varianten ist mein größtes Hobby. Vor einiger Zeit habe ich wieder das Tennisspielen mit großer Begeisterung begonnen, weil man da die innere Anspannung so richtig in den Ball schmettern kann. Ansonsten gehe ich auch gerne ins Kino.

Welche Informatik-Systeme bzw. -Werkzeuge nutzen Sie derzeit?
Laptop und iPhone. Das ist alles.

Was war Ihr größtes Informatik-Erfolgserlebnis?
Meine Forschungsarbeiten, für die ich dann letztendlich mit dem schon genannten Preis TR 35 vom Massachusetts Institute of Technology ausgezeichnet wurde, war schon ein herausragendes Erfolgserlebnis. Darüber hinaus wurde ich kurz danach von der Zeitschrift „Capital“ als führender deutscher Forscher unter 40 Jahren gekürt. Auch das hat mich gefreut.

Was bedeutet Informatik für Sie?
Die Informatik trägt für mich wesentlich dazu bei, das Leben der Menschen zu vereinfachen. Man kann mit ihrer Hilfe ja nicht nur unheimlich viele Informationen verarbeiten und auswerten, sondern man kann auch viele alltägliche Abläufe erleichtern.

Nennen Sie uns Ihr „originellstes“ Erlebnis mit Informatik.
Vor zwei Jahren habe ich mit meinem Forscherteam herausgefunden, wie man über Reflexionen in Teekannen, Kaffeetassen, Brillengläsern oder sogar in den Augen eines PC-Benutzers die Daten eines beliebigen Bildschirms ausspionieren kann. Im vergangenen Jahr haben wir gezeigt, dass man über die Geräusche von Nadeldruckern Wörter erkennen kann. Das ist vor allem für Arztpraxen und Banken brisant. Mit den Forschungsergebnissen haben wir ein gewaltiges Medienecho erzeugt und sind dann in einer ZDF-Sendung sogar noch vor Barack Obama und Hillary Clinton drangekommen…

Haben Sie während der Schulzeit oder Ausbildung bzw. neben Schule und Studium bereits berufliche Erfahrung gesammelt oder sich anderweitig im Bereich Informatik engagiert?
Nein, kann ich eigentlich nicht behaupten. Dafür blieb wenig Zeit. Ich war lediglich Sprecher meines Graduiertenkollegs.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf besonders?
Der Kontakt zu den Studenten und der intensive Austausch mit ihnen macht mir am meisten Spaß. Natürlich forsche ich auch sehr gerne und genieße die Freiheit als Professor, das zu ergründen, was ich für sinnvoll erachte und was mich besonders interessiert.

Nennen Sie uns bitte drei wichtige Voraussetzungen für Ihren Beruf.
Kreativität, Idealismus, Kommunikationsfähigkeit

Beschreiben Sie bitte drei bedeutende Tätigkeiten eines typischen Arbeitstages.
E-Mails lesen, mich mit Studenten und meinem Team besprechen und über aktuelle Forschungsprobleme nachdenken.

Zuletzt: haben Sie einen Tipp für Jugendliche, die sich für ein Studium oder eine Ausbildung im Bereich Informatik interessieren?
Jugendliche sollten sich darüber klar werden, dass Informatik überhaupt nichts mit dem Klischee der „Nerds“ zu tun, also den Computerfreaks, die einsam in ihrem stillen Kämmerchen vor sich hin hacken. Informatik hat ganz im Gegenteil sehr viel mit Kommunikation und Kreativität zu tun und natürlich auch mit logischem Denken. Wer meint, nur weil er ein bisschen programmieren kann, wäre er schon Informatiker, der irrt sich gewaltig. Wenn man aber Spaß an Knobelaufgaben hat und gerne auf abstrakte Weise mathematische Probleme durchdenkt, dann  ist  man – auch ohne jegliche Vorkenntnisse in der Programmierung –  in der Informatik richtig.

Kontakt

Prof. Dr. Michael Backes, Universität des Saarlandes, Campus E 1.1, 66123 Saarbrücken
E-Mail-Adresse
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Fax-Nummer: 0681/302-57365